Sunday, May 24, 2009

Ein ganz neuer Besuch in der Notfallstation

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f r e e s o u l

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THE JOURNEY NEWSLETTER

A NEWSLETTER DEDICATED TO EDUCATING, INFORMING AND INSPIRING PEOPLE
TO APPLY NEW POSSIBILITIES IN HEALING AND INNER GROWTH


8. AUSGABE


23. 5. 2009

Montag Abend waren meine Mutter und ich mit meinem Vater in der Notaufnahme des UKE, der "Universitätsklink Eppendorf", Hamburgs grösstem Krankenhaus.

Welch seltsames Weben, welche kuriosen Umstände, die schliesslich darin mündeten dass ich dort neben ihm sass. In der Notaufnahme, schon wieder, aber diesmals sooo anders.


Es war seine Niere, die uns dorthin gebracht hatte.

...Das Problem war im April bei einem Routinebesuch bei seinem Urologen aufgetaucht, der einen weiteren Test anordnete, welcher zeigte, dass die Niere völlig versagt hatte. Dies liess weitere Untersuchungen folgen, die letzte, ein CT scan, schliesslich am Montag morgen. Diese lieferte immer noch keine Erklärung dafür, weshalb das Versagen eingetreten war, noch weniger weshalb es mit solch unglaublicher Schnelligkeit geschehen war, denn offensichtlich dauert so ein Prozess normalerweise mehrere Jahre.

Sein Arzt, unzufrieden mit dem Resultat, verordnete einen sofortigen Krankenhausbesuch, um Papi in die Hände geeigneteren Spezialisten zu befördern. Durch das Krankenhaus wiederum, wie immer auf Wochen ausgebucht, wurde uns per Telefon der Weg über die Notaufnahme vorgeschlagen, um einen schnelleren Einstieg zu ermöglichen. Und so geschah es, dass wir drei, nicht sehr notfallgemäss - mit einem ordentlichen Abendbrot im Bauch, einer kleinen Ũbernachtungstasche sicherheitshalber dabei, (fein säuberlich gepackt), und einem guten Buch und schokoladebeschichteten Reiscrackern in meiner Handtasche - dort eintrafen.

Vom Warteraum aus beobachtete ich durch die Glastrennwand und die grossen gläsernenen Eingangstüren, wie die Notfallwagen vor der Station vorfuhren, um ihre Patienten abzuliefen - alles ältere Mitbürger, die leblos oder auch benebelt, mit geschlossenen Augen und zerzausten Haaren auf ihren Bahren hereingerollt wurden. Ich musste an die Momente denken, an denen ich durch die ganz anders aussehenden Eingänge der drei Notaufnahmen eines anderen Kontinents geschoben wurde... vor gar nicht so langer Zeit.

Ein Fernsehschirm, der unterhalb der Decke schwebte, zeigte lautlos dunkles Erdreich, in das Hände Samen hineinlegten... ein Landwirtschaftssender? Der Anmeldungscounter leuchtete mit einer dunkelblauen Glasbeschichtung. Hinter dem Aufnahmepersonal breitete sich das gleiche dunkelblau auf die Wand aus. Sonst nichts als weiss und Glas und Metall... dies Gebäude roch noch immer nagelneu. Die Sonne fiel schräg durch die blassgelben Lamellen hinter uns und tauchte den Raum in das stille goldene Licht langer Sommerabende.


So leise hier. So gar kein Drama.

...Das Wartezimmer beherbergte fünf weitere Menschen, die weder verletzt noch verstört wirkten. Mein Vater geduldig neben mir. Besorgt. Still.

Seltsam hier die andere Seite eines solchen Ereignisses kennenzulernen, als eine der "Hilfspersonen". Das beinhaltet einen so viel grösseren Ũberblick, grösseren Abstand, und grössere Klarheit.

Der Tag hatte mit einem frohen Auftakt begonnen: nachdem er wochenlang Sorgen über seine Niere weggeschoben hatte, Wochen, in denen er die Angst abwehren musste, wieder in das Krankenhausgetriebe zu geraten - dieses Getriebe, dass ihn vor 4 Jahren so lange und zäh festgehalten hatte, dass er fast nicht mehr daraus aufgetaucht wäre - kam mein Vater nun mit einer lächelnden Erleicherung vom CT scan zurück, und der überraschenden Nachricht, dass seine Niere noch gar nicht ganz tot sei. Diese Erleichterung verwandelte sich dann holterdipolter in eine nagende Furcht, nachdem sein Urologe alarmiert eine sofortige Vorstellung im Krankenhaus befahl. Sogar meine Mutter, die sonst immer mit der Gewissheit bereitsteht dass, was auch immer es ist, ES auch so sein sollte..., und die über die vergangenen Wochen eine grosse Ruhe und Heiterkeit zu diesem Thema beibehalten hatte... sogar meine Mutter wurde plötzlich ernstgesichtig und beklemmend still, und ich konnte hören wie die Angst sich in ihre Vorstellungen schlich.


Diese Besorgnis kratzte noch immer an ihren Seelen...

...als wir nebeneinader im Warteraum sassen, und begleitete sie in das Behandlungszimmer, in dass man uns später führte, wo ich noch etwas von den Reiscrackern ass und den beiden aus dem mitgebrachten Buch ein Kapitel über Falknerei und die Jagd mit Raubvögeln vorlas. Sie machte es meinem Vater schwer, sich zu entspannen, und nach über 30 Minuten Wartezeit konnte er es nicht mehr aushalten und ging hinaus, um in seiner höflichen Art zu erfragen, wie lange es denn noch dauern würde.

Eine Stunde später hatte sich die Stimmung wieder gänzlich verwandelt. Da sassen wir fröhlich im Auto auf dem Nachhauseweg, und liessen unsere kleinen Familienscherze schon wieder mit Lachen zwischen uns hin und her hüpfen.

Der Arzt hatte uns einfach neue Möglichkeiten in Reichweite gelegt, und einige einfache Schritte durch dieses Mysterium ausgemalt. Eine winzige Kamera in die Blase, eine winzige Schiene in den Harmleiter zur Niere, ein bisschen Geduld und die gerechtfertigte Wahrscheinlichkeit, dass dies Organ sich erholen könnte. Das klang alles gar nicht mehr so schlimm.


Interessant, wie schnell wir in den automatischen Gleichschritt mit der Angst verfallen wollen.

...Ich hatte bewusst nach Worten suchen müssen, die eine andere Perspektive ausdrücken konnten, um diese Bedrücktheit am Nachmittag zu durchbrechen. Um diese plötzliche Bedrohung aus der Ũberzeugung, was dies nun bedeutete... was darauf folgen würde, etwas aufzurütteln. Denn als ich die Begebenheiten genau genug untersuchte, konnte ich darin tatsächlich nichts Negatives erkennen, nichts hatte sich wirklich verändert. All dieses auf und ab, all diese Angst und Hoffnung hatten sich aus nichts als aus verschiedenen Interpretationen genährt. Spannen nur verschiedene hypothetische Geschichten in die Zukunft. Weder sein Befinden, noch der aktuelle Zustand seiner Organe hatte sich in irgendeiner Form verändert. Der gegenwärtige Moment war absolut neutral gebleiben.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, wurde mir bewusst, welche ungeheure Bürde wir uns auferlegen, wenn wir uns dazu verleiten lassen, die Zukunft zu bewerten, bevor sie eingetreten ist. Wenn wir anfangen etwas zu wollen und etwas anderes abzulehenen... weil natürlich das Eine viel besser für uns wäre als das Andere. Das wissen wir nämlich. - Ja? - Was ist das eigentlich für eine Arroganz! Oder mehr noch: welche Ignoranz! Wie können wir glauben so etwas zu wissen? Woher?...

Nein, die Wahrheit ist: wir wissen NICHTS!!


Als meine eigene Reise begann, dachte ich, das Schlimmste was passieren könnte sei, dass meine Zysten nicht auf meine Arbeit reagieren. Wenn sie sich nur ein bisschen verändern würden - das wäre nicht so toll; wenn sie sich deutlich verkleinern würden - das wäre gut; und wenn sie sich ganz auflösen würden - na, das wäre fantastisch. Ich dachte, ich wüsste schon, worum es hier ging... so als wäre dieses ganze Erlebnis, was da vor mir lag, so etwas wie ein Test, der mir auferlegt wurde. Folgerichtig konnte ich ihn entweder hervorragend bestehen, oder aber versagen. Was für ein erschütternd grosses Misverständnis!!

Das ist vielleicht die grösste Endeckung für mich... und es schien, als würde sie mir noch einmal ganz deutlich vor Augen geführt, als ich meinen Vater in den letzten Tagen durch sein Erlebnis stolpern sah, so wie ich damals durch meins gestolpert bin...

Das Leben macht keine Fehler.

...Nie. Heute wage ich zu glauben, dass es wirklich immer so ist, dass das Leben uns nichts als die Einladung zum Wachsen und zu grösserer Ganzheit darbietet, dass wir in diesem Tanz gehalten werden von einer Liebe, die so grenzenlos ist, dass es schwerfällt, sie wahrzunehmen. Dass unsere wahre Macht nicht in der Fähigkeit beruht, das zu manifestieren, was wir uns aus unserer begrenzten, oh, so begrenzten Sichtweise wünschen, sondern in dem Verstehen, dass alles, was wir erleben, schon das ist, was wir aus der grenzenlosen Einheit, die wir wahrhaftig sind, geschaffen haben, und dass alles, was wir tun müssen, darin besteht JA zu sagen.

Ich glaube, das habe ich gelernt, als mein Leben mir genau das bescherte was ich am meisten befürchtet hatte. Und erlebte: es war gut so. Ja, mehr als gut: wunderbar.


Die Journey hat dabei eine ganz andere Rolle gespielt...

...als ich anfänglich so schnurstracks angenommen hatte. Sie hat nicht meine Zysten geheilt, sondern mir geholfen, das ans Licht zu heben, worum es hier wirklich ging... und auf diesem Weg mit weit geöffneten Armen alles in Empfang zu nehmen, was mir dargeboten wurde. Die Geschenke, die ich so annehmen konnte, sind zahlreicher und tiefgreifender, als ich hier in Worte fassen kann. Dass mein Körper wieder voll genesen ist, ist nur der geringste Teil davon.

Mein Vater erlebt vielleicht gerade etwas ähnliches. Seine grösste Furcht war, wieder in das Krankenhaus zu müssen, in dem damals die lebensbedrohende Krise mit all ihren Fehlschlägen ihren Anfang nahm. Ein Krankenhaus, das zudem - laut Berichten - aus seinem Umzugschaos in das neue Klinikum-Gebäude noch gar nicht ganz aufgetaucht war. Oh, welch fruchtbarer Boden für neue Fehler, Funktionsschwächen, Koordinationslücken, und Kommunikationspannen...

Wie das Leben es bereitet hat, erlebte er nun eine Serie von Geschehnissen, die wundersam und mühelos perfekt ineinandergriffen. Die schnelle Untersuchung in der Notaufnahme, die sofortige Weiterführung in die Poliklinik am nächsten Morgen, der umgehende Termin im neuen, so geschackvoll renovierten Ambulanz-Zentrum, und der erfolgreiche Eingiff dort mit einem begleitenden Personal, das das freundlichste war, was er je erlebt hatte. Ein Chirurg, der nach zwei Tagen persönlich anrief, um zu hören, wie es ihm ging!

Vielleicht ist es immer so, wenn es uns gelingt das Leben einfach geschehen zu lassen und ja zu sagen.



Wer sich dafür interessiert, kann gerne mehr Einzelheiten in dem englishen blog lesen, den ich ueber die letzten Monate für meine amerikanischen Freunde geschrieben habe. http://tommashealingjourney.blogspot.com/